15.12.2023

Breden-Rede zur KI: „Die Zukunft ist näher als wir denken“

Am Mittwoch, den 13.12.2023, war der renommierte Professor Roman Dumitrescu, welcher das Fraunhofer Institut für IEM in Paderborn leitet, zu Besuch an den Schulen der Brede. Als qualifizierter Referent zum Themenbereich AI hat er die Oberstufe der Brede über die Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf das alltägliche Leben und in Bezug auf die Arbeitswelt informiert.

Welche Bedeutung künstliche Intelligenz in unserer Zukunft einnehmen wird, wie unsere Arbeitswelt aussehen wird und welchen Stellenwert der Mensch in der Zukunft einnehmen wird, wird im Folgenden näher beleuchtet.

Künstliche Intelligenz (artificial intelligence) beschreibt ein Teilgebiet der Informatik, welches sich zum Ziel gesetzt hat, Maschinen und anderen technischen Objekten Intelligenz zu verleihen. Die Geschichte der modernen KI reiche bis in die 1950er Jahre zurück, so Dumitrescu. Im Jahr 1956 sei das erste KI-Programm, der „Logic-Theorist“, entworfen worden, welcher in der Lage sei, mathematische Ansätze zu beweisen. Ab 1975 habe KI nun auch Einzug in den medizinischen Bereich erhalten. Allmählich sei das erste LLM-Modell der Geschichte entwickelt worden. LLM ist die Abkürzung für den Large-Language-Modus und beschreibt, dass Computer mit großen Datensätzen ausgerüstet werden und auf Grundlage dessen in der Lage sind, das Gelernte anzuwenden und neue Sprachmodelle zu entwickeln. Schließlich habe ein durch KI gesteuerter Computer den amtierenden Schachweltmeister besiegt. Ab den 2000er Jahren habe der Technologiesektor derart große Fortschritte verzeichnet, dass nun künstliche Intelligenz auch auf kleinen Speicherkarten genutzt werden könne. Dies ermöglicht zum Beispiel den Apple-Dienst „Siri“ oder die von Amazon entworfene „Alexa“. Anfänglich war die künstliche Intelligenz also ausschließlich in der Lage, auf Basis von mathematischen, logischen Überlegungen zu agieren. Mit Erfindung der Large-Language-Modi und der Anwendung dieser in der KI, wurde die künstliche Intelligenz zunehmend intelligenter, war in der Lage Sprache zu erfassen und diese zu reproduzieren. Anfänglich sei es ausschließlich möglich gewesen, einen Text in einen anderen Text zu transformieren. Mittlerweile sei die KI jedoch in der Lage, aus Texten Bilder zu formen oder Bilder weiterzuentwickeln. Professor Dumitrescu stellte die spannende und zugleich schockierende These auf, in naher Zukunft würden reale Bilder durch KI-generierte Bilder abgelöst und wir betrachteten ein aufgenommenes Bild wie ein schwarz-weißes Bild.

Nun befänden wir uns jedoch nicht in einer Entwicklungspause bezüglich des Fortschritts, sondern in einer ständigen Entwicklungsphase. Spätestens die Einführung des AI-Programms „ChatGPT“ sollte jedem und jeder vor Augen geführt haben, welche Auswirkungen eine künstliche Intelligenz auf unser Leben hat. Der Arbeitsalltag, die Schule und das einfache Leben wurden von Grund auf revolutioniert. Die Weiterentwicklung der Artificial Intelligence, wie zum Beispiel die anfänglichen Stadien von ChatGPT, zur Artificial General Intelligence, eine Intelligenz, welche sämtliche intellektuelle Aufgaben des Menschen erfüllen kann, mache den Menschen zunehmend unwichtig. Laut Professor Dumitrescu sei der Mensch bald ausschließlich Informationsgeber an die KI, welche dann Arbeiten, die zuvor durch den Menschen ausgeführt worden seien, präziser als zuvor ausführe.

Die letzte und noch immer andauernde Entwicklungsphase der KI habe dazu geführt, dass künstliche Intelligenz auf Basis der Large-Language-Modelle immer interaktiver werde und dementsprechend nicht mehr nur auf antrainierte Strukturen zurückgreife, sondern situativ reagieren könne. Aus diesem Fortschritt resultiere, dass Menschen AGI für die Erledigung ihrer Arbeit nutzen würden. Ein daraus entstandenes Problem des Overemployments ist in den USA bereits populär. Einige Menschen würden drei Berufe gleichzeitig ausführen, so Dumitrescu. Dies führe zu einer Überproduktivität und fördere eine Zweiklassengesellschaft zwischen denjenigen, die mit KI umgehen und diese anwenden können, und denjenigen, welche KI erst kennenlernen und diese noch nicht oder nur bedingt anwenden. Der Mensch müsse sich an die technischen Errungenschaften zeitig anpassen um nicht den Anschluss zu verlieren, denn der Fortschritt mache keine Pause und setze sich rasant fort.

Künstliche Intelligenz habe jedoch auch einen positiven Einfluss auf Entwicklungsprozesse und minimiere Sicherheitsrisiken, wie zum Beispiel in der Automobilindustrie und der Entwicklung autonomer Fahrzeuge, indem Gefahren und Risiken erkannt würden. Auch Professor Dumitrescu räumt ein, dass die zukünftigen Entwicklungen von künstlicher Intelligenz nicht vorhergesagt werden können. Sicher sei allerdings, dass künstliche Intelligenz überdimensionale Maße annehmen werde und der Mensch große Anstrengung brauche, um den Entwicklungen standzuhalten. Aktuell sei qualitativ hochwertige künstliche Intelligenz noch an große Datensätze gebunden, welche nicht für ein digitales Endgerät wie ein Smartphone geeignet seien, welches sich jedoch in naher Zukunft ändern werde. Dieser nächste Schritt werde eine noch signifikantere Revolution der modernen Gesellschaft zur Folge haben als die KI bis jetzt schon erreicht hat, so Dumitrescu.

Zusammenfassend ließe sich festhalten, dass technisches Know-how in Zukunft wichtiger sein werde als das Erlernen einer Sprache oder mathematische Kenntnisse zu besitzen. Viel wichtiger werde es sein, ein gutes Prompt, also einen guten Befehl für eine künstliche Intelligenz wie ChatGPT, verfassen zu können und den technischen Fortschritt nicht aus den Augen zu verlieren. Es werde immer neue Erkenntnisse und Innovationen geben, an welche sich der Mensch immer wieder neu anpassen müsse. Denn eines sei sicher: „Die Zukunft ist näher als wir denken!“, so Dumitrescu.

Der Vortrag hat den Schülerinnen und Schülern in prägnanter Art und Weise die Entwicklung der künstlichen Intelligenz vor Augen geführt. Rasanter Fortschritt und immer neue Technologien werden Probleme und Themen sein, mit denen sich unsere Generation mehr als je zuvor auseinandersetzen muss. Die Zukunft wird uns letztlich zeigen, ob sich künstliche Intelligenz als Fluch oder Segen erweisen wird.

Text: Jason Beineke (Q1)

Foto: Bärbel Lüttig