Die künstlerische Gestaltung des Bibelgartens wurde in enger Absprache mit dem Künstler Raphael Strauch aus Helmern durchgeführt, der die Kunstwerke entworfen und erstellt hat.
Mächtig erheben sich am Eingang des Bibelgartens zwei massive Eichenpfähle neben dem Rosenbogen als Eingangsportal. Dennoch muss man genau hinschauen, um zu erkennen, dass an ihrer Spitze die Zahlen I-III (1. Pfahl) und IV – X (2. Pfahl) eingraviert sind. Sie symbolisieren somit die zwei Tafeln der Zehn Gebote. Auf der ersten Tafel stehen die Hinweise, die das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen betreffen (I-III nach katholischer Zählung) und auf der zweiten Tafel die Gebote, die sich auf das Verhältnis der Menschen untereinander beziehen. Die Gebote sind Wegweisungen in die Freiheit, die Gott den Israeliten geschenkt hat. Als Wegweisung der Freiheit an alle, die den Garten betreten, ist es wichtig zu wissen, dass der Dekalog nicht mit den Geboten anfängt, sondern mit der Zusage: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten, dem Sklavenhaus, befreit hat.“ Vor den Geboten steht die Befreiungstat Gottes. Die Gebote sollen uns helfen, diese Freiheit zu bewahren. Als Wegbegleiter Auf den Weg in ein freies Leben haben wir Christen in Christus einen hilfreichen Wegbegleiter zur Seite gestellt bekommen. Dies ist ein Angebot, durch Bindung zur Freiheit zu gelangen. Dieses Angebot ist nicht aufdringlich, deshalb ist der Hinweis auf den Dekalog als Wegweisung der Freiheit auch eher zurückhaltend angebracht worden. Jede*r soll und darf mit seinen /ihren Assoziationen diesen Garten betreten. All unseren Lernenden und allen, die den Garten für sich entdecken, wünschen wir:
„Freude, denen die kommen,
Frieden, denen die verweilen,
Segen, denen die weiterziehen.“
Die Rose am Eingangsportal ist die historische Rose Ghislaine de Féligonde wird als Rambler-Rose bald gemeinsam mit der auch neu gepflanzten Clematis ein schönes Farbspiel hervorrufen. Die Rosensorte wurde gewählt, weil sie sowohl robust als auch bienenfreundlich ist. Mit ihrem Namen verbindet sich auch eine Geschichte der Zuwendung und der Liebe: Der französische Züchter benannte ‚Ghislaine de Féligonde‘ nach einer Frau, die zu Zeiten des Ersten Weltkriegs lebte. Als sie vernahm, dass ihr Mann verwundet zwischen den Fronten lag und in dieser Zone nicht zurückgeholt werden konnte, machte sie sich mutig selbst auf die Suche nach ihm, konnte ihn retten und pflegte ihn daheim wieder gesund.
Zentral im Garten ist das Thema „Begegnung“. Ein Blickfang des Gartens ist der Brunnen.
Der Künstler Raphael Strauch aus Helmern entwarf die Figurengruppe „Jesus und die Samariterin am Jakobbrunnen“. In seiner Figurengruppe bezieht er sich auf den Text des Johannesevangeliums und stellt die Begegnung zwischen Jesus und der Samariterin dar (vgl. Joh 4, 4-43), die an einem Brunnen stattfand, den der Patriarch Jakob errichtet haben soll.
Die Wege in diesem Teil des Gartens führen alle kreisförmig hin zu diesem Brunnen der Begegnung. In den dabei entstandenen Beeten wurden Stauden gepflanzt, die entweder dem kirchlichen Jahreskreis entsprechend blühen (z.B. von der Christrose bis zur Pfingstrose) oder in der Bibel vorkommen wie Lilien „in all ihrer Pracht“. Die kreisförmige Wegeführung ist angelehnt an das Labyrinth, das im christlichen Sinn kein Irrgarten ist, sondern den Weg zum Inneren, zur Mitte weist. Für alle Labyrinthe gilt: Sie haben einen Mittelpunkt. Der Weg ins Innere des Labyrinths steht symbolisch für den Weg zu sich selbst, zur eigenen Mitte. Wer sich auf den Lebensweg macht, muss im Leben manche Kehren und Längen beschreiten. Die Bögen lassen sich als Symbol der eigenen Lebenswendungen verstehen. Das Kreuz im Mittelpunkt des Weges durchzieht alles. Unser Leben wird vom Kreuz berührt und getragen, auch wenn es nicht auf dem ersten Blick erkennbar ist.
Eine weitere wichtige Begegnung verdeutlicht der Maulbeerbaum des ersten Abschlussjahrgangs der Realschule. Er nimmt Bezug auf die Begegnung zwischen Jesus und dem Zöllner Zachäus (Lukas 19, 1-10): „Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“ Diese Geschichte verdeutlicht, wie sehr Begegnungen, das Gesehenwerden, Menschen verändern und bereichern können.
Weitere biblische Bäume sind eine Feige und ein Olivenbaum. Sie haben hier im Bibelgarten ebenso ihren Platz gefunden an der Seite des Apfelbaums, den die Schulgemeinde damals Schwester Diemut, der ehemaligen Schulleiterin, zu ihrem Abschied schenkte.
Von der Weinlaube erstreckt sich der Blick wieder über den Mittelpunkt, der noch mit einer Steele versehen wird, auf den Brunnen. Vielfältig sind die biblischen Bezüge zum Weinstock und den Reben in der Bibel. In der Laube kann man in Ruhe sitzen, den Garten genießen oder sich mit jemandem unterhalten.
Die Kräuterspirale wurde 2019 von Eltern beim sogenannten „Grillnachmittag der Klassen 5“ erstellt. Auch hier geschah Begegnung, das Kennenlernen der neuen Eltern 5.
Die Spirale selbst gilt als Zeichen für ein sich auf Christus hin erneuerndes Leben. Auch sie führt in die Mitte. Die Spirale symbolisiert gleichermaßen den Geburts-wie den Todesweg eines Menschen, sie steht für Hoffnung.
Bepflanzt wurde die Kräuterspirale mit Kräutern, von denen viele auch in der Bibel vorkommen.
„Zu Bibelpflanzen zählen beispielsweise Safran, Dill, Koriander oder Kreuzkümmel – sie sind nie verloren gegangen“, so Karin Geis, eine Kräuterexpertin. Auch Knoblauch, Lauch und Zwiebel seien über die Jahrtausende „nie vergessen worden“. Vor allem die Römer und die Benediktiner-Mönche haben die verschiedenen Kräuter bis nach Deutschland getragen. „Ohne die Mönche und Hildegard von Bingen gäbe es heute wahrscheinlich viel weniger Wissen über die Kräuter und ihre heilenden Wirkungen.“
Ein kleiner Teil des Bibelgartens ist auch der Wüste vorbehalten. Viele biblische Geschichten spielen in der Wüste. Bei den biblischen Wüstenregionen handelt es sich um öde Gegenden, die nicht bewohnt sind und in denen – abgesehen von einigen Dornensträuchern – kaum etwas wächst. In den Wintermonaten, in denen es auch in der Wüste ein wenig Niederschlag gibt, können diese Gebiete von den Nomaden, zu denen auch der Patriarch Jakob zählte, als Weideplätze genutzt werden.
Die Wüste hat auch eine symbolische Bedeutung. Sie zeigt auf, wie wir uns auch fühlen können in unserer Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen. Gleichzeitig ist sie aber auch Verheißung. Dürr und ausgebrannt ist die judäische Wüste fast das ganze Jahr über. Aber im Frühjahr brechen aus den Halden Blumen hervor und die Steppe wird grün.
„Es triefen auch die Auen in der Steppe und die Hügel sind erfüllt mit Jubel.“ (Ps 65,13) heißt es in den Psalmen; und beim Propheten Jesaja steht: „Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien.“ (Jes 35,1)
In die Wüste ziehen sich Menschen zurück, um Abstand vom alltäglichen Leben zu gewinnen und ihr Leben auf Gott auszurichten (vgl. Johannes den Täufer).Als die Israeliten aus Ägypten herausziehen, muss das Volk Gottes lange durch die Wüste wandern. Es erfährt auch in dieser Umgebung die Fürsorge und Nähe Gottes. Auch Jesus wird in die Wüste geführt und soll versucht werden. Er stellt unter Beweis, dass er sich allein auf Gott verlässt. (Mt, 4,1-8)
Der Steinkreis im Bibelgarten besteht aus 17 Steinen.
Hiermit wird wieder – wie auch beim Brunnen – indirekt auf die Patriarchengeschichte verwiesen. Der Lieblingssohn des Patriarchen Jakob war Joseph. Mit 17 Jahren wird er von seinem Vater getrennt und von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft. Nach der glücklichen Auflösung des Geschwisterstreits und der Zusammenführung der Familie lebt Jakob noch 17 Jahre im Lande Ägypten. Die erste Bibelstelle zeigt den Beginn der Leiden Jakobs wegen der Trauer um Joseph. Die zweite Bibelstelle zeigt die glückliche Zeit, in der Jakob wieder mit Joseph vereint war. 17 wird in der Bibel auch als Zahl der Vollendung betrachtet.
In der Mittel ist eine Feuerstelle. Feuer und Wasser (Brunnen) sind Symbole für die Kraft des Lebens. Feuerflammen / Rauchsäulen sind ein Zeichen für die Gegenwart Gottes (z.B. beim Exodus).
Ein geschweißtes Kreuz steht nahe der Hecke. Es ist groß, aber fast unauffällig, so dass es sich durch die die offene Form mit der Hecke zu verbinden scheint. Auf der Grünfläche davor findet sich wiederum ein Eichenpfahl, jetzt aber wesentlich kleiner als diejenigen im Eingangsbereich, auf dem ein nur 3 cm großes Kreuz angebracht ist. Die Perspektive ist so gewählt, dass, wenn man das kleine Kreuz betrachtet, das große und das kleine Kreuz deckungsgleich sind. Im Kleinen ist das Große zu sehen – für den, der dafür offen ist. Gleichzeitig stehen beide Kunstwerke auf einem Stein, in den das Geheimzeichen der frühen Christen, der Fisch, geschlagen wurde. ICHTHYS, iχθύς, kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Fisch“ Dieses ist ein Glaubensbekenntnis. Jeder Buchstabe steht für ein Wort. Man kann die Botschaft wie folgt übersetzen: „Jesus ist der Christus, der Sohn Gottes, unser Herr und Erlöser“
In der Mitte des Staudengartens ist die Säule für eine Sonnenuhr aufgestellt worden. Auf der Säule wurde der biblische Spruch „Allem ist eine Zeit gesetzt“ (Koh 3,1) eingemeißelt. Die Schale mit dem Zeiger zeigt den Sonnenstand an.
Geht man durch den Rosenbogen des Gartens, blickt man am Ende des Weges auf die Stele. Diese Stele ist sozusagen der künstlerische Lebensbaum des Gartens. Der Baum verkörpert in der christlichen Symbolik neue Lebenskraft, Wachstum und Segen. Denn Wachsen, Grünen und Früchte verweisen auf das Leben, das Abfallen der Blätter deutet auf Sterben und Tod. Dieser Kreislauf ist auch ein Grund dafür, dass der Baum ein Symbol der Auferstehung, des Sieges über den Tod geworden ist. Das Kreuz, aus dem die Hoffnung auf neues Leben erwächst, wird oftmals als Baum dargestellt.
Markant und mächtig erhebt sich die Stele im Bibelgarten, sieht man sie von ferne. Beim Näherkommen erkennt man, wie filigran der Künstler Raphael Strauch sie gearbeitet hat, indem er aus dem Block auf der einen Seite einen Gingkobaum mit seinen Blättern und auf der anderen Seite eine Weinrebe mit Blättern und Früchten herausgehauen hat. Betrachtet man das Kunstwerk noch näher, so kann man in den freien Flächen viele Zitate oder Begriffe lesen, die mit der symbolhaften Bedeutung der dargestellten Pflanzen – Liebe und Leben – in Verbindung zu bringen sind: „Zusammenhalt“, „Gerechtigkeit“, „Sorgt euch nicht“, „Stärker als der Tod ist die Liebe“ uvam. Die Stele will mit dem Gegenüber ins Gespräch kommen. Assoziationen sind gefordert, der Betrachter kann Verbindungen ziehen, über einzelne Begriffe nachdenken und sie auf sich wirken lassen Die Stele soll die Besucher des Gartens zu einer Meditation bewegen– so lautet der Wunsch des Künstlers Raphael Strauch.
Seien Sie herzlich eingeladen, sich auf diesen Weg einzulassen und in einen für Sie stimmigen Dialog mit dem Kunstwerk einzutreten.
Den Platz für unsere Informationstafel, unsere Wissensquelle, haben wir bewusst gewählt. Es wurde die Nähe zum Brunnen und zur Figurengruppe „Jesus und die Samariterin“ gesucht.
Die Perikope Joh 4 verdeutlicht, dass Jesus nicht nur das Wasser braucht und nutzt, sondern dass er selbst zur Quelle wird. Jesus schlägt den Bogen vom Wasser, das er von der Frau erbittet, weil er durstig und müde ist, hin zum Wasser, das er selbst ist: „Wer von diesem Wasser (des Brunnens) trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben.“ (Joh 4,13). Unsere Wissensquelle verweist durch das Kreuz, das die beiden zusammengesetzten Holzblöcke ergeben, auf unsere Hoffnung, die ihren Grund in Jesu Tod und Auferstehung hat.
Dieses Glaubensbekenntnis, dass Jesus die Quelle ist, die den Durst nach sinnhaftem Leben löschen kann, mag vielen Getauften einsichtig sein. Die Stelle im Johannesevangelium geht aber noch weiter: Jesus sagt zu der Frau am Jakobsbrunnen, „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer nie versiegenden Quelle, die ewiges Leben schenkt“ (Johannes 4,14)
Wer glaubt, soll das heißen, wird selbst zur Quelle. Nicht nur Gott ist die Quelle des Lebens und des Heiles, nicht nur Jesus, sondern jeder, der glaubt, wird zur Quelle, an der andere ihren Durst stillen können.
Das ist ein enormer Anspruch: zu wissen, dass ich selbst Quelle sein soll, an der andere sich erquicken können. Jesus formuliert diesen Anspruch aber als Zusage: „Das Wasser, das ich gebe, wird zu einer Quelle.“ Manchmal vielleicht eine, die nur noch vor sich hin tröpfelt. Manchmal vielleicht aber auch eine, die sprudelt, die mich und andere wirklich erfrischt. Deshalb wagen wir es, das zu teilen, was wir uns bei der Anlage des Gartens gedacht haben, deshalb die vielleicht etwas kühn anmutende Namenswahl „Wissensquelle“.
In der Mitte des Staudengartens ist die Säule für eine Sonnenuhr aufgestellt worden. Auf der Säule wurde der biblische Spruch „Allem ist eine Zeit gesetzt“ (Koh 3,1) eingemeißelt. Ein Schattenwerfer zeigt die Uhrzeit an.
Nirgendwo sonst als im Garten wird die Aussage Kohelets so deutlich vor Augen geführt, dass es für alles eine Zeit gibt. Der Jahreszeit gibt vor, wann es Zeiten des Pflanzens und des Wachsens gibt, aber auch, wann es Zeit für das Ernten ist. Der Mensch lebt im Jahreskreis. Die Erkenntnis, dass nicht jeder Zeitpunkt für jede Tätigkeit sinnvoll bzw. nicht jedes Tun zu jeder Zeit möglich ist, reift sehr schnell.
Der Betrachter erlebt aber auch das Gefühl der Schnelllebigkeit, denn jeder Augenblick ist mit etwas Bestimmtem und vom Vorherigen Verschiedenem gefüllt.
Der Prediger im Buch Kohelet ermuntert angesichts der Erkenntnis, dass allem eine Zeit gesetzt ist, zu folgender Lebenspraxis:
- Lenke deine Zeit auf die Stunden, die du jetzt hast. (Vers.1)
- Lenke deine Aufmerksamkeit auf die eigenen, wenn auch nur sehr begrenzten Handlungskräfte und deine Arbeit (das Sichabmühen auch ohne klaren Gewinn,)
- Erfreue dich an deinem Leben, lebe bewusst fröhlich und auch genussvoll.
Wie geht das zusammen? Wie kann ich angesichts der Zeit, die verrinnt, ein fröhliches Leben führen?
Kohelet würde heute antworten: Sei gelassen im Glauben, arbeite das, was du tun kannst, und genieße auch jetzt schon, was das Leben (der Garten, die Arbeit …) dir Schönes bietet.
Es muss nicht alles perfekt abgeschlossen sein.
Der vollständige Satz vom Essen und Trinken und gutem Mut im Buch Kohelet lautet nämlich so: „Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinen Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ (V. 13) Deinen Selbstwert hast du schon von Gott: „Du bist dazu da, dich an der Schöpfung zu erfreuen, dich an dir selbst als Gottes Schöpfung zu erfreuen: Iss, trink, sei fröhlich auch in dieser Zeit. Nimm dich als geschaffen zu beidem, zur Arbeit wie zum Genuss. Das ist eine eigene Form von Gelassenheit – zum Einsatz wie zur Muße: „Alles hat seine Zeit.“ (Eberhard Hauschild)